Asteya - Nicht-Stehlen

Asteya bedeutet

  • Nicht-Stehlen

und gehört zu den von Patanjali - in seinem achtfachen Yoga Weg - beschriebenen Yamas. Die Yamas gehören zu den grundlegenden Regeln einen Sadhakas.

 

Im Christentum kennt man das siebte Gebot

  • Du sollst nicht stehlen“.

  

Patanjali schreibt in seinen Sutren:  

 

“ahimsa, satya, asteya, brahmacarya, aparigraha yamah”

 

Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, reiner Lebenswandel und

Nicht-Besitzergreifen sind die äußere Disziplin.”

 

Patanjali Yoga-Sutras, 2:30

 

 

Unter dem Begriff Nicht-stehlen lassen sich verschiedene Ansichten diskutieren:

  • keine materiellen Dinge stehlen
  • keine Nahrungsmittel stehlen
  • kein geistiges Eigentum stehlen

 

 

 

Keine Dinge und Nahrungsmittel stehlen

 

Wenn ein Mensch etwas stiehlt, so nimmt er einem anderen etwas weg. Dieses können Gegenstände, Wertpapiere, Geld oder andere Dinge sein. Auch Menschen können einem „weggenommen“ werden. Beispielsweise spannt man jemanden den Partner aus oder bringt andere dazu, sich von einem anderen Menschen abzuwenden.

Meistens besitzen diese Dinge und Menschen einen gewissen Wert für denjenigen, dem sie „gehören“. 

Menschen stehlen beispielsweise Dinge, um diese selbst zu besitzen. Diese Handlung entsteht aus einer Gier, einem inneren Verlangen. Das Verlangen nach etwas entsteht wiederum aus einem inneren Mangel. Das Erbeutete soll dann diesen Mangel wieder ausgleichen. Jedoch ist die innere Balance nur von kurzer Dauer. Wenn man also ehrlich ist, so befriedigt dieser „Raub“ den inneren Mangel nicht. Im Gegenteil, es besteht die Gefahr, dass diese Gier noch größer wird und man mehr stiehlt.

 

Andererseits haben diese Dinge einen gewissen Wert, den man in Form von Geld eintauschen kann. Wer stiehlt möchte demnach etwas besitzen, was er bisher nicht hatte und dringend begehrt oder es sind Dinge, die er sich nicht leisten kann. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass man jemand Anderen diesen Besitz nicht gönnt. Man ist neidisch, weil man es nicht besitzen kann und nimmt es dem Anderen weg, damit er es ebenso nicht besitzt.

 

Stehlen ist an sich keine gute Tat. Jemanden etwas wegnehmen erzeugt beim Andern Leid und Mangel. Man fügt somit einem Menschen bewusst seelisches und/oder finanzielles bzw. materielles Leid zu, nur um selbst mehr Besitz zu haben.

 

Eine weitere Form des Stehlens bezieht sich auf Nahrungsmittel. Manche Menschen stehlen Nahrungsmittel, um für sich etwas zu essen zu haben. Dieses nennt man stilvoll „Mundraub“. Aber ist es nicht das gleiche, als wenn man Dinge stiehlt, die einem nicht gehören? Im Grunde genommen ja. Aber wie ist es bei Menschen, die Essen stehlen, um nicht zu verhungern? Das ist eine schwierige Frage, die nicht leicht zu beantworten ist!

Besser wäre es, tief im Inneren fest im Nicht-Stehlen begründet zu sein. Denn wer nicht stiehlt, auch nicht, um zu überleben, der wird von Gott alles bekommen.

 

 

 

“asteya pratisthayam sarva ratna upasthanam”

 

Wenn man im Nicht-Stehlen fest gegründet ist, kommen einem alle Schätze von selbst zu.”

 

Patanjali Yoga-Sutras, 2:36

 

 

 

 

Kein geistiges Eigentum stehlen

 

Haben wir nicht öfters mal in der Schule abgeschrieben, weil wir es nicht gewusst haben? Ich denke schon! An dieser Stelle haben wir bereits gestohlen. Geistiges Wissen ab kopiert, was nicht in unserem Gehirn "gewachsen" ist. Nur, damit wir eine bessere Note bekommen. Heutzutage werden ebenso viele Informationen von anderen gestohlen. Sei es in der Industrie oder in der Forschung. Vielfach werden bestimmte Unterrichte oder Teile von Doktorarbeiten abgeschrieben. Auch dieses ist STEHLEN! Wir sollten nur das benutzen, was wir auch selbst wissen und können. Unter anderem entsteht dieser Drang aus einem Gefühl heraus, nicht gut genug zu sein wie man ist. Minderwertigkeitsgefühle können dazu führen, dass man „besser“ sein möchte als man ist.

 

Ein anderer Aspekt des Stehlens wäre das „Kopieren“ und nachmachen von Menschen und deren Verhaltensweisen. Man findet einen Menschen, Sportler oder vielleicht Schauspieler toll und bewundert seine Art. Bestimmte Eigenarten findet man cool und übernimmt diese, um auch cool zu sein. Doch ist man das dann wirklich selbst? Nein!

Es ist nicht das Original, denn das gibt es nur einmal. Alle Sprüche, Gesten oder Verhaltensweisen von anderen Menschen, die man für sich selbst übernehmen würde, spiegeln uns selbst nicht wieder. Es würde zudem unnatürlich wirken. Auch im Yoga kennen wir dieses Kopieren und Nachspielen. Akzeptieren wir uns selbst, so ist dies nicht mehr nötig. Man ist gut so wie man ist. Fehler und Schwächen müssen nicht überdeckt werden.

 

 

Wir sollten immer wir selbst bleiben. Sich selbst treu sein und sich selbst so annehmen wie man ist, ohne materielle oder finanzielle Dinge, die uns nicht gehören.

 

 

Das Göttliche gibt uns alles was wir brauchen. Möchte man dennoch etwas anderes, so muss es aus eigener Kraft erwachsen.