Aparigraha - Begierdelosigkeit

Aparigraha bedeutet 

  • Begierdelosigkeit
  • Nicht-Begehren
  • Nicht-Besitzergreifen

 

Und ist ein Teil von Yama. Die Yamas sind die sittlich-ethischen Gebote und beschreiben den rechten Umgang mit den Menschen und dem rechten Verhalten gegenüber den Menschen.

 

Im Christentum kennt man das siebte Gebot 

  • Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib“.

 

Patanjali schreibt in seinen Sutren:

 

 

“ahimsa, satya, asteya, brahmacarya, aparigraha yamah”

 

Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, reiner Lebenswandel und

Nicht-Besitzergreifen sind die äußere Disziplin.”

 

Patanjali Yoga-Sutras, 2:30

 

 

 

Begierdelosigkeit beschreibt das Loslassen der Begierden. Unter Begierden fallen alle materiellen Dinge, die der Mensch begehren kann: 

  • Geld, Reichtum
  • Autos
  • Kleidung, Schmuck
  • Essen
  • Rauchen
  • usw.

 

Das Begehren kann sich auch auf Lebewesen ausweiten. Ein Mensch begehrt einen anderen 

  • Menschen.

 

Der Mensch versucht, sich dieses Begehren zu erfüllen, indem er danach strebt, das Objekt seiner Begierde zu bekommen. Manchmal wird dieser Wunsch so stark, dass man sich nach diesem Objekt sehnt und es als lebensnotwendig betrachtet. Ohne es würde das Leben nicht mehr so schön sein oder lebenswert sein. Aus der Begierde folgt dann die Anhaftung an das Objekt. Eine Bindung oder Verhaftung entsteht, welche gemäß Patanjali eine der fünf Kleshas ist. Die Kleshas sind die Leidensursachen. Anhaftung führt zu Leid. Nähert man sich Stück für Stück der Begierdelosigkeit, so werden bestimmte Leiden reduziert, der Mensch wird freier.

 

Tief in seinem Inneren wird der Mensch von seinen inneren, angeborenen Trieben regiert. Das Verlagen nach Nahrung, Schlaf und Fortpflanzung. Ein sehr starker Trieb ist der Sexualtrieb. Dieser ist dadurch begründet, dass der Mensch seine Gattung nicht ausstreben lassen will. Es ist der Wille und der Wunsch nach einem Weiterführen seines Lebens und das seiner Nachkommen. Man bezeichnet ihn auch als Fortpflanzungstrieb. Dieser Trieb kann Leben geben oder gar den Menschen zerstören, wenn er zu stark wird. 

Ebenso kann die Habgier den Menschen zerstören. Die Habgier bezeichnet ein übersteigertes Verlangen nach materiellen Dingen und Besitz. In manchen Fällen finden wir hinter dieser Habgier einen inneren Mangel an Liebe oder Selbstwertgefühl.

So ist der Mensch durch seine Wünsche und Begierden gefangen und strebt nach diesen Dingen. Dabei vergisst er manchmal, dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt, die erstrebenswert sind. Alles Streben nach materiellen Dingen führt den Geist vom eigenen Selbst weg. Menschen, die durch eine tödliche Krankheit gezeichnet sind und nur noch wenige Tage zu leben haben, erkennen plötzlich den Unsinn des materiellen Strebens. Sie erkennen in dieser Not oft die wichtigen Dinge des Lebens. Unsere Verhaftungen führen zu Verstrickungen und diese binden uns an die Welt. Versucht man sich, davon zu lösen, so erkennen wir die Schwierigkeiten.

 

Um sich der Begierdelosigkeit zu nähern sollte man sich der Begierde oder Gier bewusstwerden, uns an das Leben bindet.

 

 

“aparigraha-sthairye janma-kathamta-sambodhah”

 

Bei Standhaftigkeit im Nicht-Besitzergreifen erfolgt vollkommenes

Wissen über das Wie der Geburten.”

 

Patanjali Yoga-Sutras, 2:39

 

 

In dem Begriff Begierde steckt das Wort „Gier“. Die Gier ist ein seelisches Verlangen - ein An-trieb, um einen Mangel an körperlichen, finanziellen oder seelisch-geistigen Zuständen zu beheben. Die Begierde treibt den Menschen ständig an bis der Wunsch oder das Begehren erfüllt sind. Dann erkennt der Mensch meist, dass sein Begehren nur kurzfristig zu glückseligen Gefühlen geführt hat das Begehren beginnt erneut. So geht es ein Leben lang weiter. Man dreht sich im Kreis. So wie man versucht, den Schwanz eines Schweines glatt zu streichen. Erkennt der Mensch den Yoga, so wird es ihm deutlich, dass er in der äußeren Welt keine ständige Glückseligkeit finden kann. Ewige Glückseligkeit findet der Mensch nur in sich selbst, im Göttlichen Wesen.

 

Um sich von den Begierden lösen zu können, könnte man die Einstellung zum Leben so verändern, dass materielle Wünsche weniger Bedeutung erfahren. Der Suchende könnte seine Einstellungen derart verändern, dass er nur nach dem strebt, was er zum Leben braucht. Alles andere ist nicht so wichtig. So kommt es schließlich dazu, dass man sich weniger mit den materiellen Wünschen und Begierden beschäftigt und das erkennt was wirklich wichtig ist im Leben. 

Diesen bewussteren Zustand erkennen Menschen (leider) oft nur durch schlimme Krisen. Das Schicksal zwingt einen dadurch zum Nachdenken und Überdenken der bisherigen Lebensweise.

 

Dieses Loslösen von seinen Begierden kann wie folgt angegangen werden: 

  • weniger materielle Wünsche 

führt zu mehr innerer Zufriedenheit. Zudem sollte man 

  • achten auf das was wirklich wichtig ist im Leben. 

Unterstützend kann man 

  • Suchtmittel begrenzen (besser komplett beseitigen)
  • Ernährung umstellen

 

Eine gewisse Loslösung von der Materie führt zu mehr Freiraum im Inneren und zu mehr Zufriedenheit. Dies führt uns zum

 

Sat chit ananda