Yama – sittlich-ethische Gebote
Die Yamas sind die ethischen Gebote im Yoga. Sie stellen die erste Stufe des sogenannten Raja-Yoga da. Der Raja-Yoga ist der Yoga der Gedankenkontrolle und wurde von Patanjali in seinen Sutren beschrieben. Dieser Yoga – Ashthanga-Yoga- benennt acht Stufen auf dem Weg zur Kontrolle der Gedanken. Der Weg mündet schließlich in yogas-citta-vrtti-nirodhah, der Stilllegung der Bewusstseinsbewegungen.
Dieser Weg beginnt bei den Yamas, den Regeln für den Umgang mit anderen Menschen und seinem Umfeld. Patanjali beschreibt fünf Yamas:
“ahimsa, satya, asteya, brahmacarya, aparigraha yamah”
“Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, reiner Lebenswandel
und Nicht-Besitzergreifen sind die äußere Disziplin.”
Patanjali Yoga-Sutras; 2:30
In der Hatha-Yoga Pradipika werden von dem Weisen Svatmarama zehn Yamas benannt:
Diese Gebote sind keine unbedingten Gesetze, wofür es bei Nicht-Einhaltung Strafen gibt. Sie sind vielmehr Gebote, die bei Einhaltung das Leben verbessern und so eine stabile Grundlage für Leben und den Yoga-Weg geben. Die Yamas werden in unserer heutigen Zeit gerne vernachlässigt. Der Mensch möchte das bisherige Leben so weiter Leben und gleichzeitig inneren Frieden durch Yoga finden. Dies ist so jedoch nicht möglich. Heutzutage wird zu viel Wert auf das Äußere gelegt. Leider auch im Yoga. Es werden coole Asanas und Flows durchgeführt, man hat ein super colles Outfit und super-tolle Matten. Allein dies ist an sich kein Problem. Jedoch verliert man gerne andere wichtige Dinge des Yoga aus den Augen. Wie Svatmarama in der Hatha-Yoga-Pradipika schreibt, wird man kein Yogi durch tolle Kleidung, sondern alleine das Üben ist von Nutzen.
„Dem, der sich mit Übung beschäftigt, wird die Vollendung zuteil. Wie
könnte es bei dem der Fall sein, welcher sich nicht mit Übungen abgibt?
Durch das Shastra-Studium allein wird Vollendung im Yoga nicht gewonnen.“
Hatha-Yoga Pradipika, 1:65
Ohne die Beachtung der Yamas kann es keinen inneren Frieden geben. Das Gebäude, dass man sich durch eine Yoga-Praxis - ohne Beachtung der Yamas - erarbeitet, wird mit der Zeit zusammenbrechen. Jedes Haus braucht ein festes Fundament und der Yoga braucht ein viel solideres Fundament, um bestehen zu können. Führt man beispielsweise keinen guten Umgang mit anderen Menschen, indem man gewaltsam und fordernd mit ihnen umgeht, so wird man dies ebenso mit sich selbst auf der Yoga-Matte tun. Verletzt man andere Menschen körperlich, verbal oder geistig, so kommt dies wieder auf einen zurück. Man verletzt sich vielleicht selber auf der Matte und trägt so die Konsequenzen für sein eigenes Tun. Selbstverständlich kann man am Anfang nicht alle Gebote beachten und einhalten. Die Motivation dahinter ist wichtig, um immer mehr davon umsetzen zu können. Dies führt zu stetigen und konsequenten Lernen über die Zusammenhänge von sich selbst, seinem Leben und der Umwelt. Dieses Verständnis bringt Licht in das Leben und verbessert unser Leben und Tun.