Tapas - Eifer und Askese
Tapas oder Tapasya bedeutet
und gehört zu den von Patanjali - in seinem achtfachen Yoga Weg - beschriebenen Niyamas. Die Niyamas stellen die persönlichen Gebote dar. Sie beschreiben den Weg für die Reinigung durch Selbstdisziplin und Hingabe.
Patanjali schreibt in seinen Sutren:
“sauca-samtosa-tapah-svadhyaya-isvara-pranidhanni niyamah.”
“Die persönlichen Regeln sind Reinheit, Zufriedenheit, Kasteiung,
Selbststudium, Hingabe an Gott.”
Patanjali Yoga-Sutras, 2:32
Mit Tapas ist nicht eine Askese im Sinne von Asketentum gemeint, in der man fast nichts mehr isst und nur noch ein Lendentuch trägt. Askese meint hier im eigentlichen Sinne die
die man auf sich nehmen muss, um sich weiter zu entwickeln. Tapas bedeutet
Diese innere Hitze entsteht, wenn man sich gewisser Dinge enthält. Wir verbrauchen viel Energie, um Dinge zu bekommen. Der Mensch hat Wünsche und Triebe. Diese treiben den Menschen mit einer gewissen Energie voran, um Wünsche und Triebe erfüllt zu bekommen. Enthält man sich mancher Wünsche und innerer Antriebe, so bleibt Energie übrig, die man für die persönliche körperliche und seelisch-geistige Entwicklung nutzen könnte. Hört ein Mensch beispielsweise das Rauchen auf, so wird ihm sein innerer Zustand bewusst. Der innere Antrieb kommt voll zur Geltung. Er spürt plötzlich, dass in ihm Unmengen an Energie und Triebkraft vorhanden ist. Nun könnte er diese Energie benutzen, um Sport zu treiben, Yoga zu machen oder zur Gesundung seines Körpers verwenden. Kann er jedoch diese Energie nicht kanalisieren, so deckelt er sie wieder zu, indem er viel isst. Alle Tätigkeiten, die man reduziert – sofern sie nicht lebensnotwendig sind – sparen Energie. Die innere Kraft hat hitzigen und feurigen Charakter. Es ist die Motivation, die Feuerkraft des Suchenden. Brennt das innere Feuer, so steht genügend innere Kraft zur Verfügung, um regelmäßig und intensiver zu üben. Durch Enthaltsamkeit und einer Reduzierung der materiellen Dinge und des Wohlstandes erreicht der Körper einen Zustand, in den das innere Feuer geschürt wird. Dadurch fällt es dem Suchenden leichter, sich auf das wesentliche im Leben zu konzentrieren. Er erfährt den Yoga als Weg zur Befreiung.
Aus dem Zustand der Askese folgt zudem eine konsequente und regelmäßige Übungspraxis. Die Verbindung zwischen Dinge, die man nicht mehr tut und dem gewinn an körperlicher und seelischer Kraft und Stärke wird sichtbar.
“kaya-indriya,siddhir-asuddhi-ksayat-tapasah.”
“Aus der Kasteiung erwächst aufgrund der Vernichtung der Unreinheit
Vollkommenheit des Körpers und der Sinnesorgane.”
Patanjali Yoga-Sutras, 2:43
Ein Ziel der Yogaübungen ist es, den grobstofflichen und feinstofflichen Körper zu reinigen, so dass Prana durch die Nadis fließen kann. Diese Reinigung geschieht durch regelmäßige und konsequente Übung. Dafür benötigt man Durchhaltevermögen und innere Motivation. Die Reinigung der Nadis bewirkt ein besseres Fließen von Prana und macht den Körper stark und gesund. Das Bewusstsein und die Sinne verbessern sich. Wahrnehmung und Achtsamkeit steigern sich.
Die entstandene innere Hitze sammelt sich im Unterleib an und erweckt zudem die Kundalini. Diese kosmische Kraft kann nur durch das innere Feuer aus Muladhara-, Svadhisthana- und Manipura-Chakra geweckt werden. Hierzu ist viel Mühe und Anstrengung notwendig. Die Arbeit auf der Matte und im Leben selbst.
In der Gheranda-Samhita, einem Lehrgespräch zwischen dem Suchenden Candakapila und dem Meister Gheranda, wird der Yoga als „Yoga des Kruges“ (Ghatastha-Yoga) bezeichnet.
„Jetzt möchte ich, Herr des Yoga, vom Ghatastha-Yoga als einem Mittel
zum Erkennen der wahren Wirklichkeit hören, Meister des Yoga.“
(GhS, Kapitel 1, Vers 2)
So wie der Tonkrug gebrannt werden muss, damit er im Wasser nicht zusammenfällt, so muss der Körper mit dem Feuer der Anstrengung gebrannt und gefestigt werden, damit er durch Alter und Zeit nicht so schnell zerfällt.