Niyama – eigene Lebensführung

 

 

Die Niyamas sind die Regeln für die eigene Lebensführung. Sie stellen die zweite Stufe des sogenannten Raja-Yoga da. Der Raja-Yoga ist der Yoga der Gedankenkontrolle und wurde von Patanjali in seinen Sutren beschrieben. Dieser Yoga – Ashthanga-Yoga-  benennt acht Stufen auf dem Weg zur Kontrolle der Gedanken. Der Weg mündet schließlich in yogas-citta-vrtti-nirodhah, der Stilllegung der Bewusstseinsbewegungen.

Diesem Wege folgen nach den Yamas, den Regeln für den Umgang mit anderen Menschen und dem Umfeld, die Regeln für die persönliche Lebensführung. Patanjali beschreibt fünf Niyamas:

 

  • Shaucha, Reinheit oder Reinlichkeit
  • Santosha, Zufriedenheit
  • Tapas, Eifer und Askese
  • Svathyaya, Studium der Schriften oder des Selbst, Selbstreflexion
  • Ishvara-pranidhana, Hingabe an Gott

 

 

sauca-samtosa-tapah-svadhyaya-isvarapranidhanani

 

Reinheit, innere Ruhe, Askese, eigenes Studium und Hingabe an Gott

sind die inneren Disziplinen. 

 

Patanjali Yoga-Sutras; 2:32

 

 

In der Hatha-Yoga Pradipika werden von dem Weisen Svatmarama zehn Niyamas benannt: 

  • Inbrunst
  • Zufriedenheit
  • Gläubigkeit
  • Freigiebigkeit
  • Gottesverehrung
  • Studium der Lehrbücher
  • Studium der Vorschriften
  • Bescheidenheit
  • Askese
  • Opfer

 

Diese Regeln für die persönliche Lebensführung sind ebenso wie die Yamas keine unbedingten Gesetze, wofür es bei Nicht-Einhaltung Strafen gibt. Sie sind Regeln, die bei Einhaltung das Leben angenehmer und gesünder machen. Somit stellen sie eine Art Schutz dar, der den Suchenden (Sadhaka) vor Schäden und Unheil bewahrt. Dies wiederum ebnet ein wenig den oft steinigen Weg des Suchenden hin zum inneren Frieden. Die Yamas und Niyamas bilden so eine stabile Grundlage für das Leben und den Yoga. Auch diese Regeln werden von sogenannten Yogis gerne vernachlässigt. Hierzu zählen unter anderem die Reinigungsübungen, die sich unter Shauca Reinheit einordnen lassen. Manche Übende und „Meister“ sind der Ansicht, dass sich der Körper selbst durch Asanas, Meditation usw. reinigen kann. Doch das Bild der Gesellschaft zeigt sich anders. Krankheiten werden nicht weniger, die Gesundung auf körperlicher und seelischer Ebene bleibt trotz guter medizinischer Wissenschaft gerne aus. Ebenso Tapas, das eifrige und konsequente Üben und Praktizieren des Yoga und der konsequenten Lebensführung bleibt oft aus. Nur durch regelmäßige Yoga-Praxis wird der Körper des Menschen im Feuer der Übungspraxis gebrannt und gestärkt. So lässt sich erkennen, dass es ohne Yama und Niyama kein Vorankommen gibt. Auch geben die Niyamas bei Beachtung neue Hinweise auf dem Weg zu innerem Frieden. Reinigt man seinen Körper mit den Shat-Karma, der sechsfachen Reinigung, so wird man es beispielsweise lieber vermeiden wollen, „schlechte“ Nahrung dem Körper zuzuführen. Für den eigenen Körper ungünstige Nahrung würde den Körper und das Nadi-System wieder verstopfen und so die Fortschritte der Yoga-Praxis auf der Matte verringern. Auch an dieser Stelle sehen wir, dass man irgendwann nicht mehr beides – bisheriges Leben und Yoga-Praxis – machen kann. Der Mensch würde gegen sich selbst arbeiten.

 

Yama und Niyama sind unabdingbare Mittel auf dem Weg zu sich selbst. Sie sind anfangs schwer durchführbar. Aber mit viel Geduld, Mut und Vertrauen schafft man es schließlich viele Dinge umzusetzen und in das Leben zu integrieren.