Yoga - Alles Easy !?
Oder: Yoga macht das Leben leicht !
So in der Art oder so ähnlich habe ich mir den Yoga früher sehr oft vorgestellt. Man praktiziert Yoga und alles im Leben wird einfach. Man meistert viele Situationen im Leben mit Leichtigkeit und viele Dinge werden einem einfach so zu fliegen. Je mehr ich Yoga praktizierte, desto mehr veränderte sich mein Leben. Selbstverständlich wird man sich mannigfaltiger positiver Veränderungen bewusst, jedoch verfolgten mich ebenso die negativen Situationen. Ich hatte und habe das Gefühl, das diese negativenSituationen die guten Eigenschaften des Yoga überwiegen. In früheren Zeiten des Lebens, wo ich den ganzen Tag gearbeitet hatte und nach der Arbeit jeden Tag zusätzlich Kampfsport trainierte, war ich körperlich gesund. Keine Krankheiten plagten mich, wenn man von den Prellungen und Stauchungen des Sportes einmal absieht. Ich war gesund und fit. Dann begann ich, den Yogaweg zu gehen und verlies den Sport. Ich intensivierte die Yogapraxis und begann zusätzlich mit den Reinigungsübungen, den Shat Karma. Ich erlernte einige davon recht bald und führte diese in meine regelmäßige Praxis mit ein.
Die Gedanken gingen in Richtung Gesundheit und mehr Energie. Der Körper jedoch machte etwas anderes. Plötzlich kamen körperliche Unbefindlichkeiten auf. Öfters drückte mal der Magen, dann kam Übelkeit hinzu. So plötzlich wie es gekommen war, ging es auch wieder vorbei. Dann erwischte mich eine Grippe, die ich von früher gar nicht kannte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Man lebt gesünder, aber man wird teilweise kränker. “Was war da los?” lautete meine innere Frage. Die Antwort fand sich schnell. Mein Karma begann sich zu lösen. Alte seelische Lasten, die sich durch die Reinigungsübungen auf taten und an die Oberfläche der Seele gespült wurden. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mein Schicksal zu akzeptieren und all dies durch zu stehen. Alles vor den Hintergrund, dass hinter allem die göttliche Macht steht, die es gut mit einem meint.
Früher bin ich wohl durch die vielen Aktivitäten vor mir selbst davon gelaufen und hatte meinen seelischen Schmerz versteckt. Nun, da ich den Yoga akzeptierte, half mir mein Körper und leitete diesen seelischen Kummer aus. Als angenehm würde man diesen Teil des Yoga aber nicht unbedingt bezeichnen.
Ist der Mensch, der Yoga praktiziert, sich dessen nicht bewusst, so kann er diesen Loslösungsprozess nicht verstehen. Er denkt, dass seine gesunde Lebensweise ihm irgendwie doch nicht derart hilft wie es in den Yoga-Zeitschriften steht. Diese stellen den Yoga immer optisch und inhaltlich positiv dar. Jedoch befindet sich der Weg des Yoga meist auf einer steinigen Straße wieder, die schwer zu begehen ist. Das ist harte Arbeit, die einem Einiges ab fordert. Mühsam ist der Weg. Wer diese Mühen nicht auf sich nehmen möchte, der liest lieber ein tolles Yogabuch, wo man danach über die positiven Effekte und die tollen Eigenschaften des Yoga philosophieren kann.
Vielleicht ein paar Bio-Kekse dazu und einen Bio-Tee. Da lässt sich der Yoga besser verstehen und auf der Couch philosophische praktizieren. In der Theorie ist der Yoga einfach genial, aber ihn “live” zu erleben ist öfters eher eine harte Angelegenheit.
Wer den Yoga mit aller Kraft praktiziert, der wird nicht drum herum kommen, sein Leben zu verändern. Nein, vielmehr bekommt der Mensch eine ganz andere Ausstrahlung und zieht andere Menschen und Lebensumstände an. Auch hier denkt man anfangs, dass man dann als Yoga-Suchender nur noch Yogis und “gute” Menschen anzieht. Aber es läuft leider nicht immer so einfach. Der Yoga-Übende zieht das an was er für die Bewältigung seines Karmas braucht. Und leider sind das nicht immer die positiven Lebenssituationen. Es kommt zu vielerlei Konfrontationen im Leben. Diese führen dazu, dass man die Welt manchmal nicht mehr so ganz versteht. Es führt einen über Trauer bis hin zu tiefen Enttäuschungen der Seele und viele Zweifel kommen auf.
In vielen Situationen möchte man den Yoga hinwerfen und verliert seinen Mut, wie Arjuna in der Bhagavad Gita. Doch Krshna hat Arjuna wieder motiviert mit dem Ausspruch
“Arjuna, nimm deinen Bogen und kämpfe!”
Halte durch, übe Demut und Hingabe an den Yoga. Der Weg ist nicht einfach, sondern mit vielen Hindernissen und Fallgruben gesät. Nur wer durchhält und immer wieder aufsteht und aus der Grube heraus klettert, wird Erfolg haben und der Erleuchtung und den inneren Frieden nahe kommen.