Schwäche
Jeder Mensch ist sich der Bedeutung des Begriffes „Schwäche“ bewusst. Grundlegend bezieht man dessen Bedeutung auf die Muskulatur von Lebewesen. Um die Bedeutung näher erläutern zu können, sollten wir uns zuerst die Gegenseite anschauen. Die Gegenseite von schwach wäre stark. Ein Mensch oder ein Tier wird als stark betrachtet, wenn es besonders gute körperliche Leistung erbringen kann. Beispielsweise ist ein Ochse stark, wenn er einen schweren Karren ziehen kann oder ein Löwe, wenn er ein anderes größeres Tier im Kampf in die Knie zwingen kann. Für die Menschheit bedeutet es, körperlich stark zu sein, wenn man besondere Gewichte oder Lasten tragen oder bewegen kann. Die Stärke ist hierbei jedoch relativ. So mag ein kleiner Mensch ein Gewicht von hundert Kilo heben können und als stark bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu würde ein großer und wuchtiger Kerl dieses Gewicht ebenso heben können, doch er würde nicht direkt als stark bezeichnet werden. Ein weiterer Aspekt der Stärke ist die Masse des Lebewesens. So werden große und stämmige Menschen oder Tiere meist von Grund auf als stark bezeichnet, da man die Stärke in Form der Muskelmasse und des Gewichtes fest macht. Dies muss jedoch nicht immer stimmen.
Ein weiterer Aspekt des Begriffes Schwäche bezieht sich auf das Prinzip der Leistung. Bringt jemand eine bestimmte Leistung nicht, so wird er als schwach bezeichnet. Beispielsweise muss ein Loch in einer vorgegebenen Zeit gegraben werden. Der Arbeiter schafft dies nicht und konnte die Leistung nicht erbringen. Er war zu schwach dafür. Seine Leistung reichte nicht aus. Schwäche benennt hier eine mangelnde oder ungenügende Leistungsfähigkeit. Dies kann sich auf einen Menschen oder auch ein Tier beziehen.
An dieser Stelle lässt sich die Schwäche schon näher und tiefgründiger erläutern. Schwäche wird in unserer heutigen Gesellschaft meist als negativ betrachtet. Das Prinzip das heutzutage vorherrscht ist: höher, schneller, weiter.
Kommt ein Lebewesen diesem Prinzip nicht nach, so wird es als schwach bezeichnet. Es kann nicht mithalten und wird dadurch vielleicht aus bestimmten Kreisen ausgesondert. In der Tierzucht beispielsweise werden nur die „starken“ Geschlechter“ gebraucht und verwendet. Die schwachen sortiert man aus. Ebenso wie in der Geschäftswelt. Menschen, die leistungsfähig, produktiv und robust sind, werden meist bevorzugt. Diejenigen, die im harten Konkurrenzkampf nicht mit- oder gegenhalten können, fallen durch. Nur der Starke kommt durch. In der Geschlechterrolle ist es oft auch noch so. Das „starke Geschlecht“ ist immer noch der Mann. Obwohl die Frauen an innerer und äußerer Stärke zunehmen, wird der Mann mit der Stärke, dem Yang, in Verbindung gebracht. Das Yang bezeichnet im chinesischen die Sonnenseite, die aktive Energie, welche produktiv ist. Die „schwache“ Seite wäre der Mond, das Yin oder das weibliche Prinzip. Der Mann muss stark sein, darf als Versorger der Familie keine Schwäche zeigen und muss durchhalten, um der Familie ein angenehmes Leben zu bereiten. Dies spiegelt sich heutzutage in den verschiedensten Bereichen wieder. Zum Beispiel in der Medizin und der Krankheitslehre. Meist ist es so, dass Männer bei einer Erkrankung erst spät zu einer Therapie kommen, da sie dem eingeimpften Glauben unterliegen, dass man stark sein muss. Sie denken, dass Stärke gleichzusetzen ist mit „ungesundem“ Durchhaltevermögen. Die Aussagen „es ist von alleine gekommen und muss von alleine wieder gehen“ kennt man ja. Diese „starke“ Einstellung ist hier jedoch fehl am Platz, da nun die Erkrankung schwerer zu behandeln ist und man ebenso durch das Beweisen an Stärke NICHTS gewonnen hat. Diese Stärke hat sich als Dummheit erwiesen. Hätte man(n) etwas Schwäche gezeigt, so wäre man zu einem Therapeuten gegangen und wäre ebenso schnell wieder gesund geworden. So wird der Begriff STÄRKE in manchen Lebensbereichen auch fehl gedeutet. Stärke und Schwäche muss in richtigem Maße eingesetzt werden können. So weinen Frauen bei Trauer häufiger als Männer. Dieser weibliche Ausdruck unterstützt die Trauer durch Tränen. Diese Tränen reinigen den Körper und unterstützen das Loslassen von Trauer. Zudem ist diese Emotion ein natürlicher Aspekt des Menschen. Diese Schwäche wäre positiv zu bewerten. Sie hilft dem Menschen, sich in seinem Leben zu ordnen. Grundlegend wird jedoch in unserer heutigen Gesellschaft Weinen oft als ein Zeichen der Schwäche und erhöhter seelischer Empfindlichkeit gesehen.
Die Schwäche kann im körperlichen Sinne auch das Gehirn betreffen. Wir kennen den Ausspruch
Hier deutet die Schwäche auf eine mangelnde Fähigkeit des Gehirns hin, Daten speichern zu können.
Zeichen der Schwäche findet man nicht nur körperlich, sondern auch auf der seelisch-geistigen Ebene. Diese Schwäche zeigt sich in einer gesteigerten Empfindsamkeit und Anfälligkeit für seelische Einflüsse. Diese Empfindsamkeit gründet oft auf seelisch-geistigen Ungleichgewichten, die in der Kindheit und Vergangenheit erworben worden sind und prägt sich in die Körperzellen ein. Sie hinterlassen manchmal lebenslange Spuren, sofern diese nicht verarbeitet werden. Daraus resultiert ein mangelndes Selbstbewusstsein. Die früher erworbenen seelischen Störungen arbeiten im Unterbewusstsein weiter und beeinflussen so das Leben. Schwächen des Selbstbewusstseins lassen weitere Angriffe zu und schwächen das seelische Abwehrsystem noch mehr. Da Schwächezustände in der Gesellschaft nicht gerne gesehen sind und negativ betrachtet werden, wird versucht, diese zu vertuschen und zu verschleiern. So versucht der Mensch, diese Zustände in eine Stärke zu verwandeln. Jedoch können diese nur eine begrenzte Zeit aufrechterhalten werden. Sie bröckeln mit der Zeit wie die Fassade des Hauses ab, da sie nicht real sind. Darauf folgen weitere Schwächungen des Selbstbewusstseins. Eine sinnvollere Art, das Schwäche Selbstbewusstsein zu regulieren, bestünde in einer Stärkung dessen. Die Stärkung des Selbstbewusstseins könnte man durch Yoga und Meditation hervorrufen. Das grundlegende Ziel im Yoga wäre es, das Selbst zu finden. Dies wäre die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“. Könnte man diese Frage beantworten, so wüsste der Mensch, dass er ein göttliches Wesen ist. Das Göttliche in uns ist immer und zu jeder Zeit gut so wie es ist. Das Göttliche in uns muss sich nicht verstellen oder anders sein. Man lernt, seine Schwächen zu akzeptieren und dann kann man sie loslassen. In dem achtfachen Pfad nach dem Weisen Patanjali beschreibt dieser die Yamas und Niyamas, die die Grundlage des Yogaweges bilden. Unter den Yamas, den sittliche-ethische Geboten, führt Patanjali Satya an. Satya bedeutet Wahrheit, Wahrhaftigkeit. Bezieht man diese Wahrheit und Ehrlichkeit auf sich selbst, so könnte das bedeuten, dass man ehrlich zu sich selbst sein sollte.
Ist man ehrlich zu sich selbst, so besitzt man die Fähigkeit, seine Fehler und Schwächen annehmen zu können. Akzeptiert der Mensch seine Schwächen, so nimmt er sie an und kann sie darauf hin bearbeiten und eventuell verändern. Die eigentliche Schwäche in dieser Hinsicht würde darin begründet liegen, dass man zu schwach ist, seine Fehler und Schwächen zuzugeben. Es ist eine tiefe innere Stärke, sich diesen inneren Schwächen zu stellen und diese bearbeiten zu wollen. Besitzt man nur wenig seelisch-geistige Stärke, so läuft man vor seinen Schwächen davon und versucht, das geschwächte Selbstbewusstsein zu vertuschen oder zu leugnen. Doch sie wissen nicht, dass sie die Bearbeitung der Probleme nur in die Zukunft verschieben. Wahre Stärke besteht also in der bewussten Konfrontation mit den inneren und äußeren Problemen.
Zeigt man Schwächen, so wirkt dies für andere oft befremdlich, da man dies nicht kennt. Doch davonlaufen bringt nichts. Jeder Mensch ist ein Göttliches Wesen und somit gut so wie sie sind. Man muss sich nicht verstellen, um stark zu sein. Der Mensch ist an sich nicht gezwungen, sein inneres Selbst zu verbergen, nur um in der Gesellschaft „besser“ da zu stehen. Jeder Mensch hat die freie Wahl. Doch an dieser Stelle entscheidet sich der Mensch, da er von der Unwissenheit über das Göttliche überwältigt ist, gegen die Offenlegung seiner inneren Schwächen. Er kämpft stattdessen im Inneren mit diesen Problemen und bekommt es oft nicht hin. Jeder Kampf gegen seine innere Natur kostet Mühe und Kraft. Vielleicht schämt man sich dafür so zu sein wie man ist. Durch den Yoga und dessen Wirkungen verschwinden diese Ansichten über die „gesellschaftlich definierten Schwächen“. Im Grunde genommen hat ja jeder Mensch seine Fehler, Schwächen und Makel. Dies ist einzig und alleine natürlich. Alles andere wäre gegen die Natur. In der Natur gibt es beispielsweise keine perfekten Strukturen und Lebewesen. Jedes hat kleinere oder größere Schwächen. Doch die Natur denkt nicht wie der Mensch über solche naturgegebenen Kleinigkeiten nach. Für die Wesen der Natur ist alles gut so wie es ist, da es kein anderes System gibt. Es ist so, war schon immer so gewesen und wird auch immer so sein………………….mit Schwächen.
Akzeptiere deine Schwächen und werde frei!
Der Mensch würde gerne, wenn er die Wahl hätte. Doch diese Veränderung kann nur durch die Transformation im inneren geschehen. Alles äußere kaschieren der Schwächen führt nur zu Leid und Unwohlsein. Es verändert sich nichts. Nur langsam, durch Umwandlung der inneren Natur, verändert man sich. Schwächen können zugegeben und bearbeitet werden. Aus yogischer Sicht würde man an
arbeiten. Hierführt wären Übungen für das
zu bevorzugen. Dadurch fördert man die Stabilität des Menschen und erhöht sein Selbstbewusstsein. Folgende Übungen könnten geübt werden:
Sukshma vyayama
Asanas
Kriyas
Bandhas