Hara  

Aus dem Bauch heraus Leben

 

 

Grundlegendes

 

Der Begriff Hara ist vielen Menschen bekannt aus dem Begriff „Harakiri“. Harakiri bezeichnet den rituellen Selbstmord der Samurai. Harakiri bedeutet 

  • hara, japanisch „Bauch
  • kiri, japanisch „schneiden“.

 

Der Samurai schlitzt sich hier den Bauch etwa 5 – 6 cm unterhalb des Bauchnabels auf. Diese stelle wird im Daoismus als 

  • Tanden
  • Dantian
  • Zinnoberfeld

bezeichnet und stellt das wichtigste Energiezentrum des Menschen dar. Im Zen befindet sich hier die wichtigste Hauptader des Qi. In den chinesischen Künsten des Tai Chi und Qi Gong wird dies als energetischer Schwerpunkt des Wesens gesehen. Hier befinden sich die zwei wichtigen Akupunkturpunkte 

  • KG 4, chinesisch Guan Yuan, „Quelle aller Quellen“
  • KG 6, chinesisch Qi Hai, „Meer des Qi“.

 

Diese fördern das oberflächliche und tiefliegende energetische Potential. 

 

 

Definition von „Hara“

 

Der Begriff Hara stammt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt  

  • Bauch.

Der Bauch stellt den energetischen Schwerpunkt des Menschen dar. Er bildet die Grundlage aus der ein Mensch heraus sein Leben gestaltet. Ein wohlgeformter Bauch steht für einen stabil im Leben stehenden Menschen, der gefestigt ist und den nichts wirklich erschüttern kann. Das Hara lässt sich mit den Worten 

  • Lebensmitte
  • Erdmitte 

gut beschreiben. Es ist eine wichtige Voraussetzung des Menschen, in seiner Mitte zu sein. Die Mitte bedeutet 

  • Ausgeglichenheit
  • innerer Frieden
  • Verbundenheit mit dem Kosmos
  • im Fluss des Lebens zu sein. 

Aus dem Hara fließt die gesamte Kraft des Kosmos durch den Menschen. Dieser Bereich ist die 

  • unerschöpfliche Lebensquelle 

aus der wir heraus unendlich viel Kraft und Energie schöpfen können.

 

 

Pathologie

 

Menschen legen heutzutage viel Wert auf einen flachen Bauch, denn ein flacher Bauch sieht gut aus. Das heutige Schönheitsideal hat sich verändert und betont eher das schlanke und sportliche aus Ausdruck der Gesundheit. Diese Ansicht kommt aus dem Denken heraus. Bei den Soldaten wird auf eine gewisse Haltung geachtet gemäß dem Motto

 

  • Bauch rein, Brust raus.

 

Bei den Japanern ist dies nicht so zu sehen. Ein „guter“ Bauch mit viel Lebenskraft muss nicht immer „schlank“ und „dünn“ sein.  

Haben Menschen einen Bauch oder kleine Bauch“ansatz“, so benutzen sie des öfteren die Ausrede 

  • „ein Mann ohne Bauch ist kein Mann“. 

Diese Ausdrede bedeutet vielleicht, dass ein „dickerer“ Mensch in seinem Wesen ruhiger und gelassener ist. Meist regt er sich dann auch weniger auf. Aber ist das auch gesund ??? Zu dicke Menschen sind oft einfach träger und unbeweglicher. Dies hat dann nichts mit einem gesunden und gelassenen Wesens zu tun.

 

Eine weiteres Problem in Bezug auf das Hara ist das ungenügende Atmen. Der Normalbürger atmet zu flach und erhält somit nur ungenügend Sauerstoff. Der mangelnde Sauerstoff führt daraufhin zu einem schlechten Energiehaushalt. Der Mensch ist nicht genug Leistungsfähig. Würde der Mensch tiefer und langsamer in den Bauch atmen, so wäre sein Energielevel größer. Er bekommt mehr Sauerstoff und Lebensenergie. Durch die Bauchatmung wird weiterhin das Hara in der Leibesmitte gestärkt. Aus diesem heraus wird der Körper mit mehr Energie versorgt.

 

 

andere philosophische Betrachtungsweisen

 

Ebenso in den Kampfkünsten arbeitet man mit dem Bauch, den Hara. Alle Kraft und Energie eines Schlages kommen aus dem Bauch, der energetischen Mitte heraus. Meist verbunden mit einem kräftigen Schrei verbunden. Der Kampfkünstler schreit laut „KIAI“. Dadurch holt er sämmtliche energetischen Potentiale in diesen Schlag hinein. Dieser kann dann sogar tödlich werden.

 

Im Yoga bezeichnet man dieses Zentrum der Energie als 

  • Sonnengeflecht.

Von hier strahlt die Energie wie die Strahlen der Sonne in den ganzen Körper hinein. Dieses energetische Zentrum gleich dem 

  • Manipura Chakra. 

Dieses steht für die Sonnenenergie des Körpers. Dem Licht, dass alles Dunkle des Menschen erhellt.  

 

In diesem Bereich befindet sich der 

  • Kanda, die Wurzelknolle, 

aus der alle 72.000 Nadis hinaus in den Körper ziehen. 

 

 

Techniken des Yoga

 

Diese stellt kann man mit folgenden Techniken aus dem Yoga besonders aktivieren: 

  • Agni sara
  • Udara Bandha
  • Uddiyana Bandha
  • Ajagari, Python-Übung
  • Bhastrika, Blasebalg
  • Kapalabhati, Feueratmung. 

 

 

Medizinische Bedeutung

 

In der Medizin befinden sich an dieser Stelle die Verdauungsorgane. Hat jemand ein schlecht ausgeprägtes Hara, so folgen daraus unweigerlich Störungen im Bereich der Verdauung. Diese können folgende Erkrankungen und Störungen umfassen: 

  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • ungenügende Verdauung
  • mangelnde Aufnahme von Nährstoffen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Energiemangel
  • Müdigkeit
  • uvm. 

In  diesem Bereich sitzt das sogenannte 

  • enterisches Nervensystem (ENS), 

ein komplexes Geflecht aus Nervenzellen. Dieses durchzieht den ganzen Magen-Darm-Traktes. Zwei Hauptbestandteile sind 

  • Plexus myentericus (Auerbach Plexus)
  • Plexus submucosus (Meissner Plexus).

Diese hängen eng mit dem autonomen Nervensystem zusammen. Sympathikus und Parasympathikus sind somit an der Funktion des enterischen Nervensystems beteiligt. Dieses enterische Nervensystem kann man mit den oben angeführten Yoga Übungen aktiveren und beeinflussen.

 

 

Geistig-seelische Bedeutung

 

Der heutige Europäer denkt zuviel mit dem Kopf. Er versucht, viele Dinge und Fragen mit dem Intellekt zu beantworten. Doch er merkt im laufe des Lebens,  

  • dass man bestimmte Dinge nicht mit dem Kopf lösen kann. 

Manchmal muss der Mensch seine Mut zusammen nehmen und nach seinem 

  • Bauchgefühl entscheiden. 

Dies ist nicht einfach, da die rationalen Entscheidungen mit Hilfe des Denkens in den Vordergrund gedrängt werden. Das Bauchgefühl wird meist vom Kopf nieder gedrückt. Doch das Leben belehrt uns nur allzu oft. Dann heißt es 

  • „Hätte ich doch auf mein Gefühl gehört.“
  • „Hätte ich doch auf meinen Bauch gehört.“

Es sollte also die Aufgabe des Lebens sein, mehr auf seinen „Bauch“ zu hören. Das rationale Denken einmal ausschalten und den  

  • Bauchsprechenlassen.