Der Yoga-Krieger
und der Kampfkünstler
Im traditionellen Yoga wird der Übende als Vira, Krieger oder Held bezeichnet. Der Grund hierfür sind die Charaktereigenschaften wie
Hierfür gibt es in der Übungspraxis Stellungen, die diese Eigenschaften fördern:
Macht sich der Mensch auf den Weg des Yoga, um sich selbst zu erforschen und zu verwirklichen, so trifft er oft auf anstrengende Situationen und Lebensphasen. Nicht nur die Körperübungen erfordern Kraft und Durchhaltevermögen, sondern auch die „dunklen“ und negativen Lebenskräfte, die den Übenden verfolgen. Der Mensch ist aufgefordert, das Licht in sich zu erhöhen und das Dunkle im Wesen zu betrachten, um es schließlich in eine neue Energie zu transformieren. Diese dunklen Kräfte zu betrachten, anzunehmen und umzuwandeln braucht eine starke Willenskraft und Mut. Dies benötigt der Kampfkünstler ebenso. Der unerschütterliche Kampfkünstler ist ein Mensch, dessen Geist ruhig und still ist und es keine Angst mehr vor dem Tod gibt. Die Fähigkeit, ruhig und gelassen zu reagieren und den Tod nicht zu fürchten, entwickelt sich gemäß der Yoga-Philosophie aus dem Muladhara-Chakra, dem Wurzel-Chakra. Es steht mit den Füßen und Beinen in Verbindung. Der Kampfkünstler ist ebenso von einer grundlegenden Standfestigkeit und der Bewegung der Füße und Beine abhängig. Würde der Kampfkünstler nicht stabil und fest stehen, so könnte er keinen guten Schlag oder Tritt machen und würde eher dazu neigen, zu stolpern oder umzufallen. Ist der Mensch nicht verwurzelt, so wirft ihn das Leben oder der Gegner im Kampf leicht um. So üben die guten Kampfkünstler immer und immer wieder ihre Schrittfolgen, bis diese geschmeidig und mit Stabilität erfolgen.
Der Yoga und die Kampfkunst beschäftigen sich beide nicht nur mit ihrer Disziplin, sondern umfassen beide das Leben selbst. Der Yoga ist ein Lebensweg, der den Menschen auffordert, sich selbst zu entwickeln und das Karma aufzulösen, damit man in Frieden leben kann. Die Kampfkunst ist eng mit dem Dao oder Tao verknüpft. Das Tao ist die treibende Kraft des Universums, die alles im Leben bewegt und erschafft. Die Kampfkunst geht einen Weg, den wir Do nennen. In Begriffen wie Ju-do oder Aiki-do findet sich der Weg, das Do. Es ist der Weg, über die Kunst des Kämpfens, den Weg des Lebens und sich selbst natürlich, zu ergründen.
Der Kampfkünstler lernt zu Beginn seines Trainings, wie die einzelnen Techniken funktionieren. Dadurch ergründet er seinen Körper und dessen Fähigkeiten. Er erfährt, wie er seinen Körper kontrollieren kann oder auch nicht 😊 Mit zunehmender Übung wird er gewandter, beweglicher, schneller und kräftiger. Die einzelnen Körperübungen und Bewegungen fördern technische und körperliche Fähigkeiten. In verschiedenen anderen Übungen, wenn es um Partnerarbeit geht, lernt er Angriffe zu verteidigen (blocken) und darauf zu antworten (kontern). Hierfür braucht es unter anderem Reaktion und Koordination. Je weiter der Kampfkünstler sich entwickelt, desto komplexer werden die Techniken und Kombinationen. Dies geht soweit, bis er weit genug ist, zu kämpfen. Zuerst der Trainingskampf (Sparring) und schließlich der Wettkampf. Wir können hier Parallelen zum Leben ziehen: Das Kind beginnt sich zu bewegen, zu greifen und Beziehungen zur Umwelt aufzubauen. Kann es dann stehen und gehen, wird der „Lebensraum“ und das Bewegungsfeld größer und komplexer. Das geht soweit, bis der Mensch alleine im Leben stehen und seinen Alltag bewältigen kann. Der Mensch wächst schrittweise in seinem eigenen Tempo. Während eines Entwicklungsprozesses reift der Mensch auf der seelisch-geistigen Ebene. Das weltliche Leben selbst ist zwar materiell – auch das Denken ist eher weltlich materiell - , doch die seelisch-geistige Ebene spielt hier ein wichtige Rolle. Im Leben geht es nicht nur um Körperlichkeit, sondern ebenso um Gefühle und unterbewusste Handlungen. In einem Kampf entscheiden nicht nur die körperlichen Fähigkeiten über Sieg oder Niederlage. Die psychischen Fähigkeiten wie Mut, Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und viele weitere, haben mittlerweile an Bedeutung zugenommen. Sportler sind weitgehend gleich gut ausgebildet und bringen gleiche körperliche Leistungen. So kann die mentale Stärke über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die ist im Leben nicht anders. Bewirbt man sich beispielsweise um einen Job und die Leistungen der einzelnen Bewerber sind ähnlich, so bekommt meist derjenige den Job, der ein gutes und selbstbewusstes Auftreten hat. Im Wettkampf genauso. Der Sportler, der ein selbstbewusstes Auftreten hat, erscheint stark und manchmal „unschlagbar“. Der Yoga schult diese mentalen Fähigkeiten ganz besonders. Durch Stärkung des Muladhara-Chakras verwurzelt sich der Mensch im Leben. Hieraus erwachsen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Haben Yoga-Übender und Kampfkünstler eine innere Stabilität, so schwinden Ängste und man geht „leichter“ durch das Leben hindurch.
Im Kampfsport trainieren viele Sportler für einen Wettkampf. Zu dem spezifischen Kampfsporttraining gehören für den Sportler Dinge wie
Im Leben ist es noch viel wichtiger als im Sport. Zu einem guten und gesunden Leben gehören wichtige Aspekte wie Ernährung, Schlaf, Pausen, usw. Doch im „normalen“ Leben beachtet man es nicht immer.
Kampfkünstler bereiten sich für einen Kampf vor. Auf Turnieren kennt man manchmal die Gegner und bei Profikämpfen weiß der Sportler selbstverständlich gegen wen er zu kämpfen hat. So kann man sich spezieller auf den Gegner einstimmen und vorbereiten. Allerdings kann es auf Turnieren oder Veranstaltungen immer dazu kommen, dass sich Dinge kurzfristig ändern. Vielleicht wird die Kampfkonstellation geändert oder ein Gegner ist erkrankt und wird durch einen anderen ersetzt. Nun ist alle Vorbereitung auf den möglichen Gegner nicht mehr wichtig………..wir kennen dies aus dem Leben. Man plant und bereitet vor und………..dann kommt es anders. Man wird krank oder es kommen Notfälle dazwischen, oder, oder. Man dürfte das kennen 😊 Nichts im Leben ist zu hundert Prozent kontrollierbar.
Aufgrund mancher Vorbereitungszeiten und den damit verbundenen zeitlichen, körperlichen und mentalen Einsätzen, ist der Mensch daraufhin enttäuscht. Alles war so gut vorbereitet und dann kam es ganz anders. So wollte es niemand haben. Der Mensch gründet eine Familie, baut ein Haus und richtet sich für ein gemeinsames Leben bis zum Tod ein………und nach ein paar Jahre verstehen sich die Partner nicht mehr. Ja, so ist das Leben. Das Leben unterliegt einem ständigen Wandel, den man nur sehr begrenzt kontrollieren kann. Ein guter Kampfkünstler ist auf ALLES VORBEREITET. Er rechnet stets mit allem und ist flexibel in seinem Tun. Der Yoga-Übende lässt das Leben wie es ist. Er hat keinerlei Wünsche und Forderungen. Er übt um der Übung Willen und gibt sich dem Göttlichen hin. Indem er stets sein BESTES gibt, legt er den Grundstein für sein Leben und dessen Folgen. Im Glauben, dass alles was passiert gut für seine Entwicklung ist, gibt er sich selbstlos hin. Erst dann kann ihm die göttliche Energie, die Shakti, helfen und unterstützen.
Es gibt immer wieder Dinge im Leben, die man nicht bekommen soll. Menschen haben Vorstellungen was sie wollen und hängen ihr Leben daran, um es zu erreichen. Doch nicht alles ist zu erreichen bzw. nicht alles soll man im Leben bekommen. Ich kenne das noch aus dem Wettkampf-Kickboxen. Ich habe mich für einen Kampf sehr konsequent vorbereitet und trainiert. Im Kampf hätte ich gewinnen können, doch es kam öfters mal etwas „dazwischen“. Zum Beispiel hat man das antrainierte Können im Kampf nicht umsetzen können. In anderen Situationen und Kämpfen war es einfach nicht „mein Tag“ und bei anderen wiederum haben (oder wollten) die Kampfrichter meine Treffer nicht sehen. Tja, so wie im Leben auch. Man kann sich in einigen Dingen abmühen und hat niemals eine Chance (vom Universum aus) es zu erreichen. Vielleicht möchte man ein Geschäft oder Yogastudio gründen und gibt sein Bestes, investiert Geduld und Mühe und dann klappt es nicht. Es kann sein, dass nicht genügend Teilnehmer kommen oder die Kosten sind plötzlich höher geworden und man muss wieder schließen. Irgendwann kommt der Impuls es wieder mal zu versuchen…….und es kann erneut scheitern……
Doch die innere Stärke lässt den Krieger niemals aufgeben. Entweder versucht er es immer wieder, wenn er den Glauben hat, dass er da durchgehen muss oder er bekommt letztendlich die Erkenntnis, dass er es nicht haben soll oder braucht. Diese Erkenntnisse sind oft schwierig zu bekommen. Nur, wenn man wie ein Krieger alles gibt in diesem Augenblick oder in dieser Situation kann man es herausfinden. Schnell aufgeben ist einfach. Niederlagen sind einfach wegzustecken. Das ist kein Problem. Die Aufgabe ist es, danach wieder aufzustehen und weiterzugehen. Hierfür braucht es die Kraft und den Mut des Kriegers. Unerschrocken stehen der Kampfkünstler und Yogi wieder auf und machen weiter in ihrem Leben. Sie lernen aus Niederlagen und Fehlern. Die göttliche Kraft beschützt immer, solange man sie ehr und ihr alles gibt, was man besitzt.
Der Yoga-Übende und der Kampfkünstler erkennen den Weg. Sie gehen stetig voran, lassen das Alte los und habe so aus vergangenen Situationen gelernt. Niemand ist schuld oder nicht gut genug. Das ganze Leben ist wie eine Schule ohne Noten. Der Mensch sollte das Beste geben, nicht mehr und nicht weniger. Jeder Mensch hat seinen persönlichen Weg. Ein Vergleichen ist auf der menschlichen Ebene nicht wichtig und vor allem nicht förderlich.
Denn:
Bereite dich wie ein Kämpfer/Held vor und reagiere dann auf alle Situationen so gut du kannst. Dies geschieht, wenn dein Geist leer und ruhig ist.
Der Meister in dem Kampfkünsten ist jemand, der niemals mehr kämpfen muss. Er hat soviel Kraft und „Wissen“, dass jeglicher Kampf unnötig ist. Er besitzt wie der Meister-Yogi keinen Ansatzpunkt mehr, um einen Kampf herauszufordern. Die innere Ruhe und der Schutz der göttlichen Kraft lassen dies nicht zu. Die Meister geht nicht in Resonanz mit dem Kämpfen. Er hat alles hinter sich gelassen. Kämpfen bedeutet Widerstand. Nicht-Kämpfen heißt annehmen. Nimmt man sein Leben und das was darin passiert bzw. geschehen ist an, so verändert sich dieser Teil des Lebens und geht in Verbund mit dem Wesen. Es entsteht eine neue Energie und der Mensch wächst.