Allein-sein

 

 

Alleinsein oder Einsamkeit kann in unserer heutigen Zeit auf verschiedene Weise gedeutet und bewertet werden. Meist wir das Alleinsein und die Einsamkeit als negativ bewertet. Einsamkeit ist die Empfindung, von anderen Menschen getrennt oder abgeschieden zu sein. Dieses Gefühl verursacht in vielen Menschen ungute Gefühle. Der Mensch benötigt einen Bezug und eine Verbindung zu etwas. Dies können Menschen, Tiere oder feinstoffliche Dinge sein. Ansonsten hat er das Gefühl der Trennung. 

 

Alleine-sein kann sich auf die körperliche und/oder die seelisch-geistige Ebene beziehen. Auf der körperlichen Ebene bedeutet dies zum Beispiel, dass keine anderen Menschen anwesend sind. Sind diese Zustände kurzzeitig, so stellt dies oft kein Problem dar. Problematisch wird es für einige Menschen erst, wenn diese Zeit des Allein-seins länger andauert. In Partnerschaften geht jeder Partner seinen Weg. Man arbeitet, hat Hobbys und tut viele Dinge alleine. Doch man hat immer die Möglichkeit zueinander zu finden und Dinge gemeinsam zu tun. Der Partner weiß, dass der andere immer da ist. Kommt es jedoch zu Unstimmigkeiten und letzten Endes zur Trennung, dann entsteht ein tiefgreifendes Gefühl der Einsamkeit. Besonders deshalb, weil die innere Leere, die durch den Partner gefüllt worden ist, nun wieder hochkommt. Im Grunde genommen war diese Einsamkeit immer da, wurde jedoch durch den anderen überdeckt. So sind viele Menschen heutzutage in Beziehung zu etwas und grundlegend doch alleine. Die innere Leere kann nichts Äußeres füllen. Häufig sieht man diese Einsamkeit, wenn ein Partner nach langer Zeit des Zusammenlebens stirbt. Der andere Partner kann dadurch in ein tiefes seelisches Loch fallen und sogar eine Depression entwickeln.

 

Einsamkeit ist ein Gefühl, ein innerer Zustand. Das Gefühl des Allein-seins verlangt nach einer inneren Transformation. Diese kann selbstverständlich von außen unterstützt werden. Doch die Bewegung und Motivation muss immer von innen kommen. Die innere Einsamkeit, die Leere im Herzen, ist ein sehr unangenehmer Zustand. Gefühle des Getrennt-sein, der Unvollkommenheit erzeugen ungute Empfindungen und oft auch Ängste. Stabilität kann verloren gehen, wenn die innere Leere da ist. Ist man äußerlich und innerlich alleine, so bekommt man keine Anerkennung. Das Selbstwertgefühl kann hinab sinken. Es kann sich ein Denken entwickeln, nicht geliebt oder geachtet zu werden. Auch hier kann derjenige in eine Depression hineinrutschen. Als Lösungsmöglichkeit bedienen sich manche Menschen der Medien und suchen sich dort Kontakte. Beliebt sind Facebook und Adressen, wo ebenfalls Menschen sind, die Beziehungen und Freunde suchen. An dieser Stelle wäre es wichtig zu wissen, dass man dort oft auch eine gewisse Anonymität stößt. Der Mensch kann über die Medien wie Facebook und WhatsApp anonym bleiben. Er muss keine Angst vor Fehlern im Umgang mit anderen Menschen haben, da er den Kontakt schnell wieder abbrechen kann. Dies gibt in einigen Fällen das Gefühl der Sicherheit. Es sind nun Kontakte durch diese Medien vorhanden, aber irgendwie ist man trotzdem alleine. Der Mensch sehnt sich ja nun auch nach körperlichem Kontakt.

 

 

Viele Menschen haben Angst vor Einsamkeit, dem Allein-sein mit sich selbst. Ist man lange alleine, so stellen sich Fragen wie „Was fange ich mit mir an?“ oder „Wie gehe ich mit mir um?“. In der Einsamkeit können seelische Themen schnell hochkommen. Themen, die lieber im Unterbewussten bleiben sollten, kommen an die Oberfläche. Die Auseinandersetzung mit der Einsamkeit und den inneren Themen, die ans Tageslicht kommen, erzeugen Unwohlsein und gerne Ängste. So möchte der Mensch gerne davor flüchten und die Themen wieder überdecken. Er sucht sich eine Beschäftigung, so dass er nicht alleine ist und darüber grübeln muss. Eine der Lieblingsbeschäftigungen in der heutigen Zeit sind unsere Handys. Sie ziehen Menschen in ihren Bann und lassen sie nicht mehr los. Der Mensch klebt an seinem Handy 😊 

Auch andere Medien können dies verursachen. Ebenso sind beliebte „Ablenker“ Arbeit und Sport. Dadurch kann es zu einer Abhängigkeit kommen. Jede Bindung oder Abhängigkeit kann zu Einsamkeit führen, da sie das Leben eingeengt. Die Offenheit gegenüber dem Leben geht verloren und es entsteht wiederum Einsamkeit.

 

 

Im Grunde genommen ist man ist nie einsam! Man erkennt es nur nicht mehr!

 

Die Yogis nennen dies Avidya, die Unwissenheit. Dies beschreibt die Unwissenheit über das Göttliche und Universelle um uns herum. Die göttliche Energie ist immer vorhanden. Wir werden von dieser Kraft geliebt und angenommen. Ebenso ist unser Körper immer da. Wir können mit unserem Körper etwas tun und wenn man dies für einen guten Zweck einsetzt, so wird das Leben wieder sinnerfüllt. Die Natur begleitet unser Leben jede Sekunde. Die Luft um uns herum, die Pflanzen und Tiere…………sie können uns das Gefühl geben, niemals alleine zu sein.

 

Spirituell gesehen ist die Einsamkeit für eine gewisse Zeit enorm wichtig. Jeder Mensch benötigt Zeit, um sich mit sich selbst auseinander zu setzen, sich zu betrachten und Veränderungen vorzunehmen. Dies geht nur in der Ruhe und Stille. Nach dieser Phase des Alleinseins geht man wieder in die Welt zurück. Entwickelt sich der Mensch in seinem Inneren, so führt dies dazu, dass sich die Welt im Äußeren verändert. Es besteht die Möglichkeit, dass man vielerlei „Ansprechpartner“ und Freunde anfangs verliert, da die anderen Menschen nun nicht mehr dieselben Einstellungen und Lebensweisen haben wie man selbst. Es kann passieren, dass das Leben sehr einsam wird. Doch nach einiger Zeit – welche bei dem einzelnen unterschiedlich lang sein kann – kommen neue Menschen ins Leben hinein. Einsamkeit kann verschwinden. Das Üben in der spirituellen Szene sollte dazu führen, dass man sich mit allem verbindet und sich wieder als Teil des großen Ganzen sieht. Allein-sein, mit Allem eins sein; mit sich selbst, dem Universum, dem Mitmenschen und Tieren, usw.

 

Yoga führt oft zu Einsamkeit im Äußeren, doch dadurch kann man erkennen, dass es im Inneren eine Fülle gibt, die viel größer ist und alles Äußere miteinschließt. Patanjali beschreibt in seinen Sutren den achtfachen Pfad des Yoga. Man beginnt in der yogischen Übungsweise im Äußeren. Man verändert das Leben, übt mit seinem Körper und seinem Atem. Als fünftes Glied nennt er Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne. Man zieht die Sinne von der Außenwelt ab und kommt so immer tiefer in sich selbst hinein. Dieser Prozess sollte langsam geschehen. Es sollte keine radikale Isolation stattfinden, da dies eine große Leere nach sich ziehen kann. Langsame Veränderungen wie die Umstellung der Lebensweise und Ernährung, das Verändern des Verhaltens gegenüber anderen Menschen und das Üben auf der Yogamatte wären ein Anfang. Jeder Mensch hat einen anderen Weg zu sich selbst und ein anderes Tempo. Das muss jeder langsam für sich herausfinden. So ist das Üben im Yoga besser alleine, für sich selbst. 

Yoga keine Massenbewegung, da jeder Mensch einen anderen Ausgangspunkt und eine andere Übungsweise hat. Der Weg ist ein individueller Prozess. Man beginnt, Bindungen zu lösen, den Geist zur Ruhe zu bringen und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Die innere Leere wird sichtbarer. Um dies innere Leere und Einsamkeit zu verändern, muss man diese und sich selbst so annehmen wie man ist. Jeder Mensch ist gut so wie er ist. Durch diese Erkenntnisse lernt man wieder, sich zu füllen und seinen Weg zu erfüllen.