Asanas – Körperstellungen
Grundlegendes
Die Körperhaltungen werden in der Yoga-Praxis Asanas genannt. Sie werden auf eine bestimmte Art und Weise ausgeführt, um den physischen und den feinstofflichen Körper zu bearbeiten. Die Stellungen des Yoga sind bereits seit Jahrtausenden bekannt und haben sich seitdem nicht verändert. Der Lotossitz sticht besonders hervor und ist vielen Menschen bekannt. Im Yoga kennt man 8.400.000 Stellungen. Diese unendliche Anzahl an Stellungen ist nur Shiva bekannt. Shiva ist der Begründer des Yoga und Meister der Meditation und Askese. Die Körperhaltungen werden im Westen besonders gerne praktiziert, da sie wie eine Art sportliche Disziplin anmuten. Hier entfernt sich jedoch der Westler vom realen Yoga, dem es um die Entwicklung des Bewusstseins und der Erkenntnis des inneren Selbst geht. Der Begriff Asana stammt von der Wortwurzel as. Dies bedeutet so viel wie fester Sitz. Grundlegend war dies die Bedeutung für den Meditationssitz. Jedoch kann man auch in anderen Stellungen sitzen oder ohne Bewegung verharren. So werden auch die Stellungen wo man nicht sitzt, für einen meditativen Aspekt genutzt. Die heutige Art und Weise des Übens ist oft weit entfernt von einer konzentrierten und meditativen Haltung. Viele Bewegungen in den Stellungen oder viele Stellungen in einer Stunde führen nicht unbedingt zu seelisch-geistiger Ruhe. Erst die statische Haltung bringt bei den meisten Übungen den beruhigenden und bewusstseinsfördernden Effekt.
Die Asanas sind oft der Beginn der Yoga-Praxis. Der Mensch kennt bei seinem Körper meist ein wenig den Bewegungsapparat und kann diesen willentlich in bestimmte Positionen hineinbringen. So ist es für westliche Menschen einfacher, mit Hilfe der Körperbewegungen in den Yoga einzusteigen. Nach einiger Zeit der Praxis merkt der Übende, dass hinter der körperlichen Praxis noch etwas anderes stecken muss. Leider braucht diese Bewusstwerdung bei vielen Menschen lange, da sie oft den Bezug zu ihrem Körper verloren haben. Sportler können hierbei ein wenig profitieren.
Wirkungen
Yogahaltungen wirken auf der körperlichen, feinstofflichen und seelischen Ebene und bewirken eine Vielzahl an positiven Effekten auf Körper, Geist und Seele.
physische Ebene
- Knochen
- Sehnen
- Bändern
- Muskulatur
- Verbesserung der Beweglichkeit
- Verbesserung der Knorpelbildung
- Bildung von Gelenkschmiere
psychische Ebene
An dieser Stelle ist besonders das vegetative Nervensystem zu nennen. Der wichtigste Vertreter des parasympathischen Nervensystems ist der Nervus vagus. Dieser Nerv ist ein Gehirnnerv und verläuft vom Gehirn aus durch den ganzen Körper bis in den Unterleib. Dieser Nerv wird bei den meisten Körperstellungen aktiviert. Er kann durch Dehnung oder durch Druck unter Spannung gesetzt werden und so seine Aktivität erhöhen. Erhöht der Nerv seine Aktivität, so werden viele Körperfunktionen heruntergefahren und die Verdauungsfunktion gefördert. Die Bedeutung des Vegetativums ist in einem Extraartikel beschrieben und lässt sich auf meiner Webseite nachlesen.
feinstoffliche / energetische Ebene
- besonders Muladhara, Svadhisthana, Manipura
Einteilung der Asanas
Die Körperstellungen können wie folgt eingeteilt werden:
Hierbei lassen sich
unterscheiden. Weiterhin gibt es
Jede Asana hat eine bestimmte Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Dies kann man sich in der Gesundheitsprophylaxe und der Therapie von Erkrankungen zunutze machen.
Yoga-Schriften
In den Yoga-Schriften werden die einzelnen Asanas beschrieben. Jedoch tauchen hierbei oft Unstimmigkeiten auf. Die Asanas sind nicht detailliert und exakt in der Ausführung beschrieben. Der Suchende sollte zum einen selbst üben, um die richtige Stellung herauszufinden und bei einem erfahrenen Lehrer und Meister Rat suchen.
Patanjali Yoga-Sutras
Bei dem Weisen Pantanjali stehen die Asanas im achtfachen Pfad erst an dritter Stelle. Vorher sollte der Suchende sich mit Yama und Niyama beschäftigen. Das Leben und der Körper sollten vorbereitet sein. Zudem wird man erkennen, dass Patanjali die Einzahl ASANA verwendet. Es ist hier eine bestimmte Stellung gemeint. Diese ist Padmasana, der Lotossitz. Diesen benötigt man für die vierte Stufe Pranayama. Mit Pranayama ist im speziellen die Wechselatmung Anuloma viloma bzw. Nadhi-Shodhana (Reinigung der Nadis) gemeint, die nur im Lotossitz praktiziert werden sollte, um Schäden zu vermeiden.
„Die Sitzstellung fest und angenehm.“
Patanjali Yoga-Sutras, 2:46
Doch grundlegend könnte man mit Asana eine feste Körperhaltung bezeichnen, die bequem gehalten werden kann, um sich mit dem Geiste dem Göttlichen hingeben zu können. Nur wenn die Stellung ruhig ist, kann sich der Übende hingeben und loslassen. Loslassen und entspannen bezeichnet man als angenehm. Hier erkennen wir wieder die Dualität des Weges. Üben (abhyasa) und Loslassen (vairagya) führen zur Ruhe des Geistes wie es Patanjali beschreibt. Die Haltung ist somit nicht nur eine äußere körperliche Haltung, sondern vielmehr eine GEISTIGE HALTUNG oder Einstellung. Beim Üben entstehen Schweiß und Hitze. Dies ist bei den Niyamas mit TAPAS beschrieben. Mit der Hitze der Anstrengung und Bemühung wird der Mensch wie ein Tonkrug gebrannt und gefestigt. Dadurch wird er gesünder und robuster und kann so seinen Yoga-Weg länger gehen und sein Leben verändern, sowie Karma abbauen. Durch die Hitze der Übung werden zudem Schlacken auf körperlicher und seelischer Ebene verbrannt.
„Aufgrund von Entspannung in der Anstrengung und In-eins-Fallen mit dem Unendlichen.“
Patanjali Yoga-Sutras, 2:47
Durch die Übung, die sehr ermüdend wirken kann, wird der Geist ruhig und der Übende kann sich in den Göttlichen Strom fallen lassen. In der Verbindung von Anstrengung und Entspannung entsteht eine äußere und innere Balance, die den Energiefluss fördert und den Geist in die Ruhe kommen lässt. Um in der Asana wirkliche Stabilität zu erreichen, sollten zuerst die Yamas und Niyamas beachtet und angewendet werden. Je besser man in Yama und Niyama gefestigt ist, desto stabiler ist man in der Asana. Für die Festigkeit ist ein regelmäßiges Üben unabdingbar. Dafür braucht es Zeit. Diese wiederum muss man sich nehmen und fest in den Alltag integrieren. Nur die Übung bring in seiner Konsequenz und Regelmäßigkeit Erfolg. Die Asana wird immer mehr zur Opferhaltung. Man „opfert“ Zeit, Mühe und Anstrengung. Die geistige Opferhaltung und Demut werden gefördert, das Ego verringert sich.
Hatha-Yoga-Pradipika
In der Hatha-Yoga-Pradipika beschreibt der Meister Svatmarama die wichtigsten Stellungen. Diese sind:
Vier der von Shiva verkündeten Asanas hebt er besonders hervor:
„Siddhasana, Padmasana, Simhasana, Bhadrasana; so heißen die vier. Am besten verweilt man immer in dem glückbringenden Siddhasana.“
Hatha-Yoga Pradipika, 1:34
Siddhasana, die vollkommene Stellung, gilt als die führende Asana.
„Es gibt keine Asana gleich dem Siddhasana, keinen Kumbha gleich dem Kevalakumbha, kein Mudra gleich der Khecari und keinen Laya gleich dem Nada.“
Hatha-Yoga Pradipika, 1:39
Für das Üben hebt Svatmarama auch die Ernährung hervor, welche dem Körper nach den Anstrengungen wieder Nährstoffe und Energie bringen.
Gheranda-Samhita
Die Gheranda-Samhita ist ein Lehrgespräch zwischen dem Suchenden Candakapila und dem Meister Gheranda. Candakapila kommt zu Gheranda und bittet ihn, vom Yoga zu erzählen. Dem Yoga, der zum Erkennen der wahren Wirklichkeit führt.
„Jetzt möchte ich, Herr des Yoga, vom Ghatastha-Yoga als einem Mittel zum Erkennen der wahren Wirklichkeit hören, Meister des Yoga.“
Gheranda-Samhita, 1:2
Ghatastha-Yoga ist der „Yoga des Kruges“. Mit Krug ist an dieser Stelle der Körper gemeint. So wie der nicht-gebrannte Krug im Wasser zerfällt, so zerfällt der Körper nach dem Tode, wenn er nicht durch das Feuer des Yoga gebrannt wurde.
Zweiunddreißig dieser Asanas werden besonders hervorgehoben.
„Unter diesen Asana zeichnet sich aus: ein um sechzehn verringertes Hundert. Und von diesen sind in der Welt der Sterblichen zweiunddreißig von besonderem Nutzen.“
Gheranda-Samhita, 2:2
Diese Übungen sind:
Bhagavad-Gita
In der Bhagavad-Gita beschreibt Krishna die Voraussetzungen für die Meditation.
„An reinem Ort sich hinstellend einen sicher stehenden Sitz, nicht allzu hoch, zu niedrig nicht, drauf ein Kleid, Fell, Kuca-Gras;….“
Bhagavad Gita, 6:11
Der Ort sollte sauber sein. Auf dieser Stelle soll der Suchende eine feste Sitzhaltung einnehmen und seinen Geist auf einen Punkt konzentrieren. Zuerst muss er Herrschaft über einen festen Sitz (Asana) erlangen, damit er in der Meditation nicht abgelenkt wird. Krishna betont immer wieder die konsequente und tägliche Übung. Ohne eine regelmäßige Übungspraxis gibt es keine Fortschritte und Erfolge!
Die Wirbelsäule soll gerade gehalten und der Blick auf die Nasenspitze oder zwischen die Augenbrauen gerichtet werden. Brahmacharia, die sexuelle Enthaltsamkeit, ist eine der wichtigen Grundvoraussetzung für die Meditation und den Yoga-Weg. In der Meditation soll der Geist zur Ruhe gebracht werden. In einem ruhigen Geist erlangt man die Einheit mit dem Göttlichen und allen Wesen.
Durchführung der Asanas
Bei der Ausführung der Yoga-Übungen und Stellungen gilt immer der Grundsatz
„Fordern, aber nicht überfordern!“
Jeder ist seines Glückes eigener Schmied. Somit ist jeder Übende gehalten, auf seinen Körper zu hören und diesen nicht zu überfordern.Der Übende muss seine eigene innere Balance finden: nicht zu viel oder zu stark üben, aber auch nicht zu wenig. Jeder sollte seine persönlichen Grenzen von Körper, Geist und Seele kennen lernen und diese beachten. Die Asanas stellen eine Art LERNPROZESS dar, der dazu dient, den Körper gesund zu machen und auch Grenzen kennenzulernen. Die Grenzen können von Tag zu Tag verschieden sein und der Übende muss stetig achtsam sein und ein Gespür für sich bekommen.
Jede Asana könnte man in fünf Abschnitte oder Phasen einteilen. Die Phasen der Asanas bestimmen deren Qualität. Die Endposition ist alleinig nicht unbedingt am wichtigsten. Der Weg ist auch das Ziel. Beachtet man die richtige Art und Weise des Hineinkommens, so wird beispielsweise die Stellung stabiler, bewusster und die Verletzungsgefahr reduziert sich. Alle Stufen bestimmen zusammen die Asana.
Man bereitet sich auf die Körperstellung vor, macht sich bewusst, welche Bewegungen zu tun sind und richtet den Körper danach aus. Dann geht man in die Übung achtsam hinein und bleibt in der Endstellung. Ist die Stellung stabil und angenehm, kann man seinen Geist von den Körperstrukturen lösen und den Geist zur Ruhe kommen lassen. Hierbei kann es hilfreich sein, sich auf einen Punkt (Chakra, Körpergelenk,……) zu konzentrieren. Kann die Stellung nicht mehr gehalten werden, so geht man wieder achtsam aus der Stellung heraus und spürt kurz in sich hinein. Danach geht man in die nächste Übung.
Fehler beim Üben
In unserer heutigen Gesellschaft herrscht das Prinzip von
So wird das Leben des Alltags gerne betrieben und bei sportlichen Übungen ist es oft das Gleiche. Der Yoga möchte dem entgegentreten und zur Ruhe führen. Um die Körperstellungen effektiv und gesund zu gestalten, werden sie mit Achtsamkeit und dem ruhigen Atemfluss verbunden. Für mehr Festigkeit kommen Kumbhaka (Atemanhalten) und die Bandhas (Verschlüsse) hinzu. Die Asanas sind kontrollierte und bewusst durchgeführte achtsame Bewegungen und Haltungen, die dem inneren Zustand zuträglich sind und die Gesundheit födern.
zu verkrampftes Üben
Wird eine Übung mit zu viel Ehrgeiz und Willensanstrengung durchgeführt, so kommt es zu Verkrampfung und Steifigkeit. Die mit der Konzentration und Loslösung gewonnene Ruhe geht verloren. Es folgen innere körperliche und geistige Anspannungen, die die Übung erschweren. Muskeln und Gelenke wollen gedehnt werden, die Willensanstrengung arbeitet dagegen. Hier kann es zu Verletzungen in Form von Zerrungen oder Verrenkungen kommen. Diese spürt man meist sofort. Es können sich aber auch Beschwerden am folgenden oder übernächsten Tag einstellen. Übt man immer über die Grenzen hinaus, so kann es über viele Jahre hinweg zu größeren körperlichen Beschwerden oder Schäden kommen.
Ziel des Übens ist nicht die erfolgreich durchgeführte Körperübung, sondern gesundes und angepasstes Üben, sowie ein Loslösen des Geistes vom Körper.
zu schlaffes, spannungsloses Üben
Sind die Asanas ohne Kraft und Spannung, ist keine korrekte Haltung in der Stellung möglich. Die Übung wird fehlerhaft und die Muskulatur wird nur ungenügend gedehnt oder gekräftigt. Somit hat die Übung keinen Nutzen. Ohne Spannung im Körper lässt der Geist die Konzentration los und fliegt ziellos umher. Der Mensch richtet die Gedanken in der Übung an alltägliche Dinge. Es kommt zu keiner geistigen Führung und Zentrierung. Körperlicher und geistiger Fortschritt sind nicht möglich.
Um einen körperlichen und geistigen Fortschritt zu erreichen, müssen wir etwas dafür tun. Die eigene Yoga-Praxis ist unabkömmlich. Die Übungen sind manchmal anstrengend und mühsam, aber der Erfolg ist vorprogrammiert. Für die tägliche Übung benötigt man Zeit und diese Zeit muss von den Alltagsaktivitäten abgezogen werden. Es muss andere Zeit, andere Arbeiten und Vergnügungen, „geopfert“ werden, um Yoga praktizieren zu können.
Der Yoga und die einzelnen Asanas werden somit zu Opfergaben für spirituelles Wachstum, die mit Hingabe praktiziert werden.